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Das barocke Portal des Manufakturgebäudes in der
Geraer Straße in Weida ziert ein Schluss-Stein mit den gekreuzten
Kurschwertern unter der Krone. Die Schrifttafel darüber lautet

KÖNIGL. CHURFÜRSTL. SÄCHS. PRIVILEGIRETE
SCHÖNFÄRBEREY UND FABRIQUE 1720.


Kuhrsächsische Krone
1719 erlangte der Weidaer Zeugmacher Johann Christian Lange
die Konzession zur Anlage einer "wollenen Zeugfabrique
und Schönfärberei" in Weida. Hier wurden ab
1720 die Produkte der Weidaer Weber gefärbt und veredelt.
Mit der Entstehung dieser ersten Fabrik begann der wirt-
schaftliche Aufschwung in der Stadt.
1750/51 wurde das Barockgebäude an der Hauptstrasse durch den
Baumeister Johann Michael Dassler repräsentativ vergrößert,
Hinter dem Hauptgebäude erstreckten sich die Produktions-
räume und Einrichtungen zur Nutzung der Wasserkraft des
Mühlgrabens der Matthäusmühle
1798 erwarb der Neustädter Kaufmann Traugott Adam Brehme die Manufaktur,
die sich zur Decken- und Flanellfabrik entwickelte.
1876 kaufte der junge Greizer Weber Franz Louis Pfeifer die Fabrik und
baute gemeinsam mit seinem Bruder die mechanische
Kammgarnweberei Gebr. Pfeifer auf. In der Zeit der Hoch-
konjuktur zu Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein
moderner Webereibetrieb, der leichte Woll-und Woll-
mischgewebe für die Konfektionsindustrie im Greiz-Geraer
Genre herstellte. Wegen ihres sozialen Engagements und
guten Arbeitsklimas war die Firma sehr angesehen.
Die überlieferten Musterbücher zeigen eine breite Produk-
tionspalette und hohes technisches und handwerkliches Niveau.
1939 Josef Köpfer trat in die nunmehrige Kommanditgesellschaft ein.
Nach 1945 spezialisierte sich die Firma zum Hersteller von Kleider-
Blusen-und Futterstoffen aus Kunstseide.
1972 wurde die inzwischen halbstaatliche Firma auf Grund eines
administrativen Ministerratsbeschlusses verstaatlicht und
bald darauf dem Großbetrieb VEB Greika Greiz als Werksteil
angeschlossen.
1990 stellten die Nachkommen der Familien Pfeifer und Köpfer
den Antrag auf Rückübertragung in Privateigentum.
Ein Neuaufbau der inzwischen nicht mehr marktfähigen
Weberei scheiterte zunächst leider an den Folgen der Wirtschafts-
und Währungsunion. In den Jahren 1991 bis 1999 wurden das
denkmalgeschützte Barockhaus und die anschließenden
Fabrikgebäude von der wiedergegründeten
Gebr. Pfeifer GmbH sorgfältig saniert.

Im Zentrum von Weida ist im Pfeiferschen Haus nun ein multifunktionaler
Standort für öffentliche und halböffentliche Einrichtungen, eine Bank, für
Büros und Praxen, für Gewerbebetriebe und für ein Einkaufszentrum entstanden.
Das traditionsreiche Pfeifersche Haus ist unter veränderten Bedingungen
ein lebendiger Wirtschaftsstandort geblieben.

Die komplette Firmengeschichte als PDF zum Download.

"Tradition ist das Weiterreichen von Feuer und nicht das
Anbeten von Asche." (Gustav Mahler)